Glut und Asche by Hohlbein Wolfgang

Glut und Asche by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Fantasy
ISBN: 9783802586262
Herausgeber: LYX
veröffentlicht: 2012-03-07T23:00:00+00:00


Kapitel 12

Inspektor Marcus ließ ihn fast auf die Minute pünktlich holen, nachdem die verabredete Stunde um war Andrej hatte ein paarmal Schritte draußen auf dem Gang gehört und einmal auch ein Scharren, als mache sich jemand am Riegel zu schaffen, aber niemand war gekommen. Auch diesmal dauerte es eine Weile, bis der Riegel vollkommen zurückgezogen wurde, und noch länger, bis die Tür geöffnet wurde und der flackernde Schein einer Fackel hereinfiel. Dann ertönte ein überraschtes Keuchen, gefolgt von hastig trappelnden Schritten, die sich entfernten.

Doch Andrej wandte sich immer noch nicht zur Tür, sondern blieb an seinem Platz unter dem schmalen, hoch unter der Decke angebrachten Fenster stehen. Es war kaum so breit wie zwei nebeneinandergelegte Hände und trotzdem vergittert, und obwohl Andrej sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte, konnte er nur die Dachspitzen der allerhöchsten Gebäude und Kirchtürme erkennen und einen schmalen Ausschnitt des Himmels darüber.

Er war rot. Irgendwo dort draußen brannte ein Feuer, dessen Schein sich in den tief hängenden Wolken spiegelte, und in der Stunde, die er jetzt dagestanden und den Himmel angestarrt hatte, war das Rot immer tiefer geworden. Etwas brannte dort draußen, vielleicht ein Haus, möglicherweise eine ganze Straße, aber das war ihm gleich. Wenn es nach ihm ging, dann konnte diese ganze verdammte Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen, was weder für dieses Land noch für die Menschheit ein großer Verlust gewesen wäre, ganz gleich, wie Inspektor Marcus auch darüber denken mochte. Er hätte Meruhes Warnung beherzigen und die Stadt verlassen sollen, dann wäre vieles von dem, was ihn letzten Endes hierher gebracht hatte, gar nicht geschehen.

Und vielleicht wäre Bess noch am Leben.

Wieder näherten sich Schritte, schnell und von mehreren Personen, und als das erstaunte Keuchen zum zweiten Mal erscholl, drehte er sich doch herum.

Andrej gönnte sich sogar den kleinen Luxus, sich einige Sekunden lang an Marcus' fassungslosem Gesicht zu weiden, verzog aber keine Miene. Auch nicht, als Marcus einen halben Schritt in die Zelle hereintrat, dann wieder stehen blieb und seine Fackel hob, um entsetzt auf die vier reglosen Gestalten hinunterzusehen. Zwei von ihnen waren zwischenzeitlich kurz aufgewacht, schliefen nun aber wieder Andrej war nicht nach Diskussionen zumute gewesen.

Marcus fing sich schnell wieder, senkte die Fackel ein wenig und hob die andere Hand, als sich zwei bewaffnete Männer hinter ihm in die Zelle drängen wollten. »Was der Junge über Sie erzählt hat, scheint zu stimmen, Mister Delany.«

Frederic? »Was erzählt er denn?«, fragte Andrej.

»Dass Sie ein gefährlicher Mann sind und dass ich Sie besser nicht unterschätzen sollte.«

»Eines von beiden trifft zu«, antwortete Andrej.

Marcus seufzte, hob seine Fackel wieder höher und machte eine Kopfbewegung auf die reglosen Gestalten zu seinen Füßen. »Leben sie noch?«

Andrej nickte. »Ich habe keinen Streit mit diesen Männern«, sagte er. »Warum sollte ich sie töten?«

»Keinen Streit?«, ächzte Marcus.

»Es war nur ein ... dummes Missverständnis. Sie scheinen mich mit jemandem verwechselt zu haben.« Ihm war selbst klar, wie töricht er sich benahm und wie gefährlich das werden konnte. Marcus war niemand, mit dem man Spielchen treiben sollte.

»Ein Missverständnis«, wiederholte Marcus. »Ja, das ... scheint mir auch so.



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